Laboratorium Brückenplatz von Slubfurt e.V. mit dem Kleist-Forum Frankfurt/Oder:

HATE SPEECH – CIVIL WAR?

Die Folgen von Bürgerkriegen, spätkolonialer Ausbeutung und des Ukrainekriegs stehen als Flüchtlingsbewegungen vor unseren Grenzen. Deshalb wollen wir das Phänomen HATE SPEECH gemeinsam mit unseren Partnern in Polen und der Ukraine in einem partizipativen Prozess untersuchen. HATE SPEECH als erste Form eines Bürgerkriegs.

                                                Das Team Hate Speech - civil war

 

 

 

 

 

Hate Speech und Kleist-Festtage : Hass, Krieg, Flucht – Theatergruppe aus Lwiw in der Ukraine reist nach Frankfurt (Oder)

Polnisch-ukrainische Begegnungen gibt es in den kommenden Tagen in Frankfurt (Oder). Ein Theaterprojekt, unter anderem im Rahmen der Kleist-Festtage, beschäftigt sich mit Hate Speech, also Hassrede. Was das mit Frankfurt zu tun hat.

09. Oktober 2022, 07:30 Uhr

Frankfurt (Oder)

Ein Artikel von

Lisa Mahlke

 

 

Polnisch-ukrainische Begegnungen gibt es in den kommenden Tagen in Frankfurt (Oder). Ein Theaterprojekt, unter anderem im Rahmen der Kleist-Festtage, beschäftigt sich mit Hate Speech, also Hassrede. Was das mit Frankfurt zu tun hat.

09. Oktober 2022, 07:30 Uhr

Frankfurt (Oder) MOZ

Der Zusammenhang von Hate Speech, Hassrede, und dem Ausbruch von Gewalt – welchen Bezug hat das zu Frankfurt (Oder)? Nun, sagt Thomas Roth, passiert sei das so zum Beispiel in der Ukraine und Frankfurt war anfangs ein Ort, an dem sehr viele Menschen auf der Flucht ankamen. Rechnen müsse man auch mit der Ankunft russischer Kriegsdienstverweigerer. Wie man mit aufkommender Gewalt allgemein und mit Hassrede im Besonderen umgehen kann, das interessiert ihn, und zwar bezogen auf alle möglichen Orte. Das will er zusammen mit anderen untersuchen.

Roth ist nämlich künstlerischer Leiter des Laboratoriums auf dem Brückenplatz, bei dem sich alles um das Thema „Hate Speech – Civil War?“ dreht und das am Montag (10.10.) im Rahmen der Kleist-Festtage beginnt. Vor zwei Wochen gab es als Auftakt bereits einige Workshops, in den kommenden Tagen und Wochen kommen Gruppen aus Polen und der Ukraine nach Frankfurt, um sich dem Thema anzunähern. Und Interessierte können mitmachen, in Workshops Erfahrungen und Methoden austauschen.

Der 67-jährige Berliner hat schon in den Vorjahren Projekte in Frankfurt gemacht, bei den vergangenen Kleist-Festtagen entstanden unter seiner Regie zum Beispiel die Stücke „Dazwischenland“ und „Ducken, Verkriechen, Maulhalten“. „Das ist ein ganz besonderes Projekt“, sagt er. Anders, als wenn man gefragt werde, ob man Hamlet inszenieren wolle, seine Koffer packe, alles übe und sich dann die nächste Gruppe vornehme.

 

Grenzen, Fremdenhass, Hate Speech – und wie sich Frankfurt (Oder) entwickelt hat

In diesem Jahr endet das Hate-Speech-Projekt mit einer Livesendung vom Radio Słubfurt, bei der aus der Jurte am Brückenplatz gesendet wird und Zuhörende sich einbringen und ihre Meinung sagen können. Um Radio geht es dann auch von Januar bis April, wenn das Laboratorium seine Arbeit mit der Inszenierung von „Hate Radio“ fortsetzt. Dabei geht es dann nochmal um eine besondere Form von Hassrede: In Ruanda, erzählt Thomas Roth, gab es während des Völkermordes an den Tutsi 1994 einen Radiosender, der versteckte Mordaufforderungen verbreitete. „Es rief zum Beispiel jemand an und sagte, an dieser Ecke sind ein paar Kakerlaken, jemand müsste die Schädlinge beseitigen“, erklärt er. Daraufhin habe es Verabredungen zum Völkermord gegeben.

Er hofft, dass bei der Sendung von Radio Słubfurt niemand rechtsradikales Gedankengut loswerden will. Allgemein, so ist sein Eindruck, habe Frankfurt sein rechtes Image aus den 90er Jahren „zu großen Teilen abgelegt“. Auch durch die Grenzöffnung und die Zusammenarbeit mit Słubice habe sich die Stadt in diesem Zusammenhang ins Positive bewegt, die Grenzlage sei positiv. „Die großen Parameter stimmen“, sagt er. Die Chancen für rechtsradikale Stimmung sind seiner Meinung nach nicht so groß, „auch wenn es sie natürlich vermutlich trotzdem gibt“.

 

Für alle, die „wach durchs Leben gehen“ und nach Wegen suchen, wie sie mit schwierigen und bedrohlichen Situationen wie dem Ukraine-Krieg umgehen können, sei das Projekt interessant, sagt Thomas Roth.

 

 

Junge Welt Aus: Ausgabe vom 08.11.2021, Seite 10 / Feuilleton THEATER 

»Das schärft den Blick« 

Über das Theater heute, Corona und den ewigen Traum vom Glück. Gespräch mit Thomas Roth 

Von Frank Willmann 

 

Thomas Roth ist freischaffender Theaterregisseur und lebt in Berlin 

 

Sie haben in Ihrer langen Karriere alle Winde des Theaterlebens geschmeckt. Wo roch es am schönsten? 

Am schönsten roch es bei den Projekten, in denen wir Weg, Form und Inhalt in einer frei gewählten Struktur entwickelt haben. Das war so mit dem Orphtheater, einem freien Theater in der Nachwende in Berlin, in dem Improvisation, Körpertraining und die Entwicklung der Inszenierungen in einem Prozess im Zentrum standen. Diesen Weg konnte ich 1995/96 fortsetzen, in einem Jahr am Theater Buendía in Havanna, das vom armen kubanischen Staat institutionell gefördert wurde und seine Inszenierungen in jahrelangen Prozessen erarbeitete. 

 

Interview Junge Welt

 

 

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