Weiter Interview Thomas Roth mit Junge Welt

 

Sie waren mal Hausregisseur, mal freier Theatermacher, mal angestellter Theaterleiter. Mit welcher Position kamen Sie am besten zurecht? 

 

Gestartet bin ich 1981 am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin bei Christoph Schroth, wo ich nach meinem politischen Rauswurf an der Leipziger Theaterschule erst als Assistent, später mit ersten Inszenierungen meine Erfahrungen sammeln konnte. Danach war das Theater unterm Dach im Prenzlauer Berg als damals einzige freie Spielstätte in Ostberlin eine Möglichkeit, neue Wege zu erkunden und zu präsentieren. Anschließend folgten eine Vielzahl von Arbeiten als Gastregisseur, ich war auch Hausregisseur am Theater Greifswald. Viel hing von den konkreten Situationen ab. O# gelang es mit einer Gruppe von Mitstreitern, in einen kreativen Prozess zu kommen, da war es dann ganz hilfreich, eine funktionierende Struktur eines Stadttheaters hinter sich zu haben. Am Orphtheater gab es eine hoche"iziente Arbeit mit den Darstellern, der Umbruch der Gesellschaft in der Nachwendezeit führte auch zu einem Umbruch in unseren Theatermethoden. Neu waren die Gruppenprozesse, die Öffnung für außereuropäische Theatertraditionen sowie die Eigenverantwortung der Spieler für die szenischen Ergebnisse. Aber wie vielleicht bei allen freien Unternehmungen gab es Strukturprobleme in der Logistik, die Abhängigkeit von öffentlichen Zuwendungen und die relative kleine Zahl der Darsteller. Wir hatten immer die geheime Erwartung, dass jemand vorbeikommt und uns eine Million schenkt, aber leider haben wir umsonst gewartet.

 

Die deutsche Theaterlandscha! wurde von Corona arg gebeutelt. Wie sind Sie durchgekommen, finanziell und als schaffender Geist? 

 

Das war schon schwierig, denn viele Theater sind mit dem eigenen Überleben beschä#igt. Bei mir gab es Coronahilfen, später dann ein Stipendium vom Fonds Darstellende Künste basierend auf der Zusammenarbeit mit dem Brückenplatz/Plac Mostowy in Frankfurt/Oder. 

 

Um die »Wende« war das Theater sehr politisch, später beschä!igte es sich gern mit sich selbst. Ist Corona eine Chance für das moderne Theater? 

 

Corona führte zu einem Umbruch in der Gesellschaft, alles stand auf dem Prüfstand. Viele Künstler mussten sich neue Wege für das Überleben suchen. Das schärfte den Blick für soziale Probleme. Viele fragen sich, was mache ich hier überhaupt und für wen? Und das, ja, ist eine Chance für die weitere Theaterentwicklung. 

 

Wäre Ihr Coronastück eine Komödie oder eine Tragödie? 

 

Mein Coronastück wäre eins über die Diskrepanz zwischen der Situation in den reichen Ländern der ersten Welt, in denen es schon um Drittimpfungen geht und in denen sich die behandelnden Ärzte auf den Intensivstationen von den Coronaleugnern beschimpfen lassen müssen, und den Ländern der dritten Welt, in denen der Impfsto" nicht reicht und die Opferzahlen viel höher sind. Und solange sich das nicht ändert, bleibt die Coronagefahr bestehen. 

 

 

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